Trousson, Raymond / Vercruysse, Jeroom (dir.), Dictionnaire general de Voltaire. (Champion classiques, references et dictionnaires 18) 1272 p. 2020:10 (Champion, FR) <670-9>
ISBN 978-2-38096-016-7 paper ¥7,064.- (税込) EUR 38.00

運動における女性たち－西ベルリンにおけるトルコからの移民の政治空間　1961～89年
Kimmerle, Elisabeth, Frauen in Bewegung: Politische Raeume von Migrantinnen aus der Tuerkei in West-Berlin 1961-1989. (Geschichte der Gegenwart 38) 450 S. 2025:9 (Wallstein Vlg., GW) <749-984>
ISBN 978-3-8353-5916-1 hard ¥9,180.- (税込) EUR 39.00

Wie Frauen aus der Tuerkei ihre politischen Handlungsspielraeume zwischen West-Berlin und der Tuerkei erweiterten ? eine neue Perspektive auf Migration, Geschlecht und politische Bewegungen. Migration hat die deutsche Gesellschaft tiefgreifend veraendert. Wenig Beachtung als politische Akteurinnen fanden bislang Frauen, die seit den 1960er Jahren auch aus der Tuerkei zur Arbeit nach Westdeutschland kamen. Dabei waren Migrantinnen oft treibende Kraefte sozialen und politischen Wandels. Ob Vereinbarkeit von Lohnarbeit und Familie, kommunales Wahlrecht oder eigenstaendiges Aufenthaltsrecht: Migrantinnen brachten Themen auf die politische Agenda, die geltende Konzepte von Arbeit, Geschlecht und Staatsbuergerschaft in Frage stellten. Elisabeth Kimmerle untersucht am Beispiel von West-Berlin, wie Migrantinnen aus der Tuerkei fuer ihre Rechte kaempften. Entlang sozialer Raeume wie der Fabrik, dem Frauenwohnheim, der Strasse und Frauenlaeden zeichnet sie den Wandel migrantischer Selbstorganisation zwischen 1961 und 1989 aus transnationaler und geschlechtergeschichtlicher Perspektive nach. Anhand zahlreicher Archivquellen und Interviews mit Zeitzeuginnen werden deren Erfahrungen und politische Raeume jenseits von Parteien und Gewerkschaften sichtbar. Diese intersektionale Perspektive auf Migration und Geschlecht bietet neue Einblicke in die Geschichte migrantischer Kaempfe und zeigt, wie das ≫Private≪ in der Einwanderungsgesellschaft zum Politischen wurde.

Heinemann, Walter / Buck, Meike / Jenss, H. u. a. (Hrsg.), Auf dem Schreibtisch der Braunschweiger Loewe: Lebenserinnerungen eines juedischen Arztes. (Braunschweiger Werkstuecke 126) 160 S. 2025:10 (Wallstein Vlg., GW) <749-73>
ISBN 978-3-8353-5888-1 hard ¥4,708.- (税込) EUR 20.00

Die Memoiren des juedischen Arztes Walter Heinemann (1883-1968) sind medizinhistorisch bedeutsam und stellen fuer seine Heimatstadt Braunschweig ein wertvolles Stueck Zeitgeschichte dar. New York, Ende der 1950er Jahre: Der aus Braunschweig stammende Arzt Walter Heinemann (1883-1968) sitzt an seinem Schreibtisch und blickt auf sein Leben zurueck. Waehrend er seine Erinnerungen auf einer Schreibmaschine zu Papier bringt, faellt sein Blick auf eine Bronzefigur, die ihn bereits seit mehr als 50 Jahren begleitet. Es handelt sich um eine Miniaturausgabe des Braunschweiger Loewen, eines Wahrzeichens seiner Heimatstadt. Heinemann war 1935 aus Deutschland nach Palaestina geflohen, 1936 ueber England weiter in die USA gelangt. Dort, im Exil, hatte er sich eine neue Existenz aufgebaut. In seinen Memoiren schildert er seinen persoenlichen und beruflichen Werdegang: Von seiner Kindheit in Braunschweig, dem Medizinstudium in Berlin, der Niederlassung als Magen-Darm-Spezialist in Braunschweig bis hin zu seiner Emigration und dem Neuanfang in New York. Dabei schildert er auch die antisemitischen Anfeindungen, denen er und seine Familie vielfach ausgesetzt gewesen waren. Auf vielfaeltige Weise hatte er sich im sozialen und kulturellen Bereich engagiert und als Vorsitzender die Geschicke der Juedischen Gemeinde seiner Heimatstadt geleitet. Das Manuskript der Heinemannschen Lebenserinnerungen lagerte jahrzehntelang im New Yorker Leo Baeck Institute. Nun geben die Braunschweiger Stadtarchivarin Meike Buck, der Internist Harro Jenss und der Medizinhistoriker Benjamin Kuntz die Memoiren Walter Heinemanns ? ausfuehrlich kommentiert und reich bebildert ? heraus.

Paolis, Marco De / Pezzino, Paolo, Die schwierige Justiz: Die Prozesse wegen deutscher Kriegsverbrechen in Italien 1943-2013. Aus dem Italienischen uebersetzt von W. Koegler. (Deutsche Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg 2) 200 S. 2025:10 (Wallstein Vlg., GW) <749-520>
ISBN 978-3-8353-5918-5 hard ¥7,532.- (税込) EUR 32.00

Die Verbrechen an der italienischen Zivilbevoelkerung waehrend der deutschen Besatzung 1943-1945 blieben jahrzehntelang ungesuehnt. Was waren die Gruende fuer die langwierige juristische Aufarbeitung? Am Ende des Zweiten Weltkriegs blieb die juristische Verfolgung der Verbrechen, die waehrend der deutschen Besatzung an der italienischen Zivilbevoelkerung begangen wurden, stark eingeschraenkt. Nur in einigen wenigen spektakulaeren Faellen wurde tatsaechlich ermittelt. Die Alliierten verzichteten weitgehend darauf, die deutschen Taeter zur Rechenschaft zu ziehen, und auch die Italiener beendeten diese Phase der Strafverfolgung - von wenigen Verurteilungen abgesehen - schon bald. Erst 1994 kam erneut Bewegung in die juristische Aufarbeitung, als im Palazzo Cesi in?Rom, dem Sitz der italienischen Militaergeneralstaatsanwaltschaft, der sogenannte Schrank der Schande entdeckt wurde. Dort lagerten Hunderte von Gerichtsakten zu den zahlreichen zwischen 1943 und 1945 begangenen Kriegsverbrechen, die 1960 von der Militaergeneralstaatsanwaltschaft illegal archiviert worden waren. Die Gruende fuer die eingeschraenkte, verzoegerte und schliesslich verweigerte Gerechtigkeit lagen unter anderem in der Staatsraeson, dem Schutz der italienischen Kriegsverbrecher und einer militaerischen Kultur, die weder der Verteidigung der Zivilbevoelkerung im Krieg Prioritaet einraeumte, noch bereit war, die Immunitaet der Uniformierten infrage zu stellen.

西ドイツにおけるラテンアメリカと人権の政治　1973～90年
Jimenez Botta, Felix A., Latin America and Human Rights Politics in West Germany, 1973-1990. (Human Rights in History) 2025:9 (Cambridge U. Pr., UK) <749-548>
ISBN 978-1-009-47382-8 hard ¥31,097.- (税込) GB￡ 110.00

都市と経済－ブラウンシュヴァイクの経済史の側面
Buck, Meike / Steinfuehrer, Henning (Hrsg.), Stadt und Wirtschaft: Aspekte Braunschweiger Wirtschaftsgeschichte. (Braunschweiger Werkstuecke 125) 256 S. 2025:12 (Wallstein Vlg., GW) <749-326>
ISBN 978-3-8353-5682-5 hard ¥4,708.- (税込) EUR 20.00

Der Sammelband beleuchtet unterschiedliche Aspekte der Braunschweiger Wirtschaftsgeschichte in verschiedenen Epochen und fragt nach ihrer Bedeutung fuer die Stadtgeschichtsforschung. Im Jahr 2031 begeht die Stadt Braunschweig den 1000. Jahrestag ihrer schriftlichen Ersterwaehnung in der Magniurkunde von 1031. Dieses Jubilaeum bietet einen Anlass, die Stadtgeschichte neu in den Blick zu nehmen: Von der Zeit als bedeutende Handelsmetropole ueber die Phase als Residenzstadt und Zentrum des gleichnamigen Landes bis zum Ende des alten Landes Braunschweig im Jahr 1946 und seiner Entwicklung zum regionalen Oberzentrum im?21.?Jahrhundert. Der vorliegende Sammelband fasst die Ergebnisse der zweiten Tagung in der der Stadtgeschichte gewidmeten Dekade zusammen. Er nimmt die Braunschweiger Wirtschaftsgeschichte in den Blick und fragt nach ihrer Bedeutung fuer die Stadtgeschichtsforschung. Die Beitraege setzen sich mit unterschiedlichen Aspekten der staedtischen Wirtschaftsgeschichte in verschiedenen Epochen auseinander, von Handel und Gewerbe im Mittelalter, staedtischer Oekonomie in der Fruehen Neuzeit bis hin zur Industrialisierung und Wirtschaftsgeschichte im Nationalsozialismus. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage nach der Bedeutung Braunschweigs als Innovationsstandort.

Wegner, Tjark / Polleichtner, W. / Morgenstern, M. (Hrsg.), Johannes Reuchlin (1455-1522) neu gelesen: Ein wuerttembergischer Rat und Gelehrter im europaeischen Kontext. (Contubernium 93) 384 S. 2025:6 (F. Steiner, GW) <749-147>
ISBN 978-3-515-13919-9 hard ¥16,948.- (税込) EUR 72.00

Bertheau, Viktoria / von Lenthe, Friedrich u. a. (Hrsg.), Ein Gang durch die Jahrhunderte: 800 Jahre Familie von Lenthe. 480 S. 2025:7 (Wallstein Vlg., GW) <749-1508>
ISBN 978-3-8353-5941-3 hard ¥13,653.- (税込) EUR 58.00

Eine etwas andere Familiengeschichte: Ausgewaehlte Persoenlichkeiten der Familie von Lenthe aus 800 Jahren werden mit wissenschaftlicher Expertise in den (regional)historischen Kontext gestellt. Das Zusammenspiel von Regionalhistorikern und Familienmitgliedern bei der Beschreibung einer Familie des niederen Adels, die seit 800 Jahren im gleichnamigen Ort Lenthe in Calenberg ansaessig ist, macht diese Darstellung zu einem aussergewoehnlichem Beispiel fuer eine gelungene Familienforschung. Von der ersten urkundlichen Erwaehnung 1225 an werden besondere Persoenlichkeiten der Familie u. a. als Vertreter in den Landstaenden der Fruehen Neuzeit, waehrend des 30-jaehrigen Krieges, als Richter am Oberappellationsgericht in Celle, als Minister der Deutschen Kanzlei in London, als Agrarreformer, Landschaftsdirektor im Fuerstentum Lueneburg und als Vertreter im Preussischen Reichstag vorgestellt. Das bisher nicht bearbeitete?20.?Jahrhundert bekommt eine familiaere Wuerdigung, ebenso wie die Frauen der Familie. Auch Strukturen wie das Verhaeltnis zwischen dem Dorf und den Guetern, die Rolle der Kirche im Ort, die Baugeschichte der Haeuser im landschaftsgeschichtlichen Raum und die gegenwaertige Situation werden dargestellt. Das Buch richtet sich an familienhistorisch Interessierte und die regionalhistorische Wissenschaft. Indem es Geschichte aus den Archiven holt, liefert es einen Beitrag zur Erforschung des Adels in Niedersachsen.

Braun, Jutta / Suess, Winfried (Hrsg.), Kunst und Kultur nach dem Nationalsozialismus. (Beitraege zur Geschichte des Nationalsozialismus 40) 272 S. 2025:9 (Wallstein Vlg., GW) <749-1509>
ISBN 978-3-8353-5928-4 paper ¥5,649.- (税込) EUR 24.00

Ueber den Umgang mit Diktatur und Verfolgung im Kulturbetrieb des geteilten Nachkriegsdeutschlands. Die zeithistorischen und kunstwissenschaftlichen Meistererzaehlungen waren lange von der falschen Vorstellung eines Neubeginns im Kunstbetrieb nach 1945 gepraegt. Deshalb vermessen Historiker:innen und Kunsthistoriker:innen im vorliegenden Band die Bedeutung des ≫Betriebssystems Kunst≪ fuer die NS-Aufarbeitung sowie fuer Demokratisierungsprozesse nach dem Ende der NS-Herrschaft. Verlief die Auseinandersetzung mit Diktatur- und Verfolgungserfahrung in der bildenden Kunst synchron zu derjenigen der Gesamtgesellschaft oder ergaben sich eigene Resonanzraeume, Blockaden oder Neuanfaenge? Mit Blick auf Kuenstler, Kunstvereine, Museen sowie die Kunstgeschichte analysieren die Autor:innen hoechst widerspruechliche Bezugnahmen auf die NS-Kunst und die NS-Kunstpolitik im geteilten Nachkriegsdeutschland. Sie fragen nach personellen Kontinuitaeten und Netzwerken, nach der Beharrungskraft kunstvermittelter politischer Denkmuster, aber auch nach Wandlungen des aesthetischen Kanons, Veraenderungen im gesellschaftlichen Gebrauch von Kunst sowie ihren unterschiedlichen Funktionalisierungen in der Systemkonkurrenz des Kalten Krieges.

Franken, Klaus, Eduard von Knorr: Admiral der Kaiserlichen Marine - Biographie und Lebenserinnerungen. 546 S. 2025:3 (Berliner Wissenschafts-Vlg., GW) <749-1511>
ISBN 978-3-8305-5632-9 paper ¥20,244.- (税込) EUR 86.00

Eduard von Knorr war eine der einflussreichsten Persoenlichkeiten der Kaiserlichen Marine bis 1899. Bereits im Alter von 15 Jahren trat er in die preussische Marine ein und spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Marine des Norddeutschen Bundes und der Kaiserlichen Marine, einschliesslich der Flottengesetze von Grossadmiral Alfred von Tirpitz. Als leidenschaftlicher Seemann mit jahrelanger Erfahrung im Borddienst und in Landkommandos erreichte Knorr die hoechste Position als Kommandierender Admiral. Trotz seines Rueckzugs nach einem Machtkampf mit Tirpitz im Jahr 1899 hinterliess er bleibende Spuren. Knorrs beeindruckende Karriere umfasste Einsaetze als Schiffskommandant im deutsch-franzoesischen Krieg vor Kuba sowie als Verbandsfuehrer in Westafrika, Ostafrika und der Suedsee, wo Deutschland jeweils Kolonien in Konkurrenz zu England und Frankreich zu erwerben trachtete. In seinen Lebenserinnerungen beleuchtet er die dortigen politischen Verhaeltnisse und seine Bemuehungen um positive Ergebnisse fuer das Deutsche Reich. Eingehend schildert Knorr die verschiedenen Erfahrungen mit den Generaelen Albrecht von Stosch und dessen Nachfolger Georg Leo von Caprivi sowie seine Beziehung zu Kaiser Wilhelm II.

自由民主主義の自己主張－危機の年1923年とその結果
Grothe, Ewald (Hrsg.), Die Selbstbehaptung der liberalen Demokratie: Das Krisenjahr 1923 und seine Folgen. (Weimarer Schriften zur Republik 28) 158 S. 2025:6 (F. Steiner, GW) <749-1513>
ISBN 978-3-515-13930-4 paper ¥8,945.- (税込) EUR 38.00

Holste, Heiko, Der Freistaat Schaumburg-Lippe und sein Staatsrat Heinrich Lorenz: Eine biographische Demokratiegeschichte 1918-1933. (Schaumburger Beitraege 7) 192 S. 2025:10 (Wallstein Vlg., GW) <749-1515>
ISBN 978-3-8353-5891-1 hard ¥5,885.- (税込) EUR 25.00

Der Freistaat Schaumburg-Lippe war der kleinste Gliedstaat der Weimarer Republik. Hier wird seine Geschichte anhand der Biographie des Staatsmannes Heinrich Lorenz (1870-1947) dargestellt. Dieses Buch erzaehlt ein zu Unrecht vergessenes Kapitel der deutschen Demokratiegeschichte: Schaumburg-Lippe ? bekannt vor allem als einstiges kleines Fuerstentum ? war in der Weimarer Republik ein Bollwerk der Demokratie im Miniaturformat. Heiko Holste stellt erstmals die politische Geschichte dieses Landes dar, dessen Hauptstadt zwar ein Hort der Republikfeinde war, dessen Bevoelkerung aber mehrheitlich demokratisch waehlte. Die Sozialdemokratie verfuegte viele Jahre lang ueber eine absolute Mehrheit im Landtag, die sie fuer eine personelle Erneuerung der Verwaltung, eine aktive Sozialpolitik und zum Schutz der Weimarer Republik nutzte. Waehrend das Reich von haeufigen Regierungskrisen, Kanzlerwechseln und Neuwahlen erschuettert wurde, herrschte in Schaumburg-Lippe politische Stabilitaet; noch 1933 regierte hier eine republiktreue sozialliberale Koalition. Die Geschichte des Freistaates wird entlang der Biographie seines fuehrenden Staatsmannes erzaehlt: Heinrich Lorenz baute die Arbeiterbewegung im Land auf, organisierte den friedlichen Uebergang von der Monarchie zur Republik und praegte die Landespolitik wie kein anderer. Lorenz, der am 9.?Maerz 1933 von Hitlers Reichskommissaren abgesetzt wurde, war der letzte sozialdemokratische Regierungschef eines deutschen Landes.

Jungklaus, Bettina / Wagener-Fimpel, Silke, Die Toten erzaehlen: Anthropologisch-historische Untersuchungen zum Leben der Oberschicht in der fruehneuzeitlichen Residenzstadt Wolfenbuettel. 2 Bde. (Veroeffentlichungen der Historischen Kommission fuer Niedersachsen und Bremen 326) 1008 S. 2025:11 (Wallstein Vlg., GW) <749-1518>
ISBN 978-3-8353-5887-4 hard ¥9,180.- (税込) EUR 39.00

Erstmals fuehren eine Anthropologin und eine Historikerin ihre Ergebnisse zusammen und rekonstruieren das Leben einer staedtischen Oberschicht der Fruehen Neuzeit anhand von Grabfunden und Schriftquellen. Eine besondere Chance fuer die anthropologische und historische Forschung bieten persoenlich identifizierte Skelette. Im Jahr 2015 wurden an der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbuettel bei Ausgrabungen 80 Graeber aus der Zeit von 1650 bis etwa 1750 entdeckt. Bei den Verstorbenen handelte es sich um Angehoerige der staedtischen Oberschicht, darunter Hofbedienstete, Kaufleute und Buergermeister mit ihren Familien. Im Rahmen eines Pro*Niedersachsen-Projekts wurden umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen der Fundstaette moeglich, im Zuge derer sich 83 % der Individuen identifizieren liessen. Waehrend naturwissenschaftliche Analysen zahlreiche Aussagen zur biologischen Lebensgeschichte der Verstorbenen, zu Ernaehrung, Krankheiten und Verwandtschaft lieferten, konnten aus in der Abteilung Wolfenbuettel des Niedersaechsischen Landesarchivs bewahrten Quellen ergaenzend individuelle biografische Informationen ermittelt werden, unter anderem zu Wohnverhaeltnissen, Familienleben, Besitz, Beziehungen und Netzwerken, Berufsalltag sowie sozialer und regionaler Mobilitaet. Durch die Kombination beider Disziplinen liessen sich die fruehneuzeitlichen Lebensverhaeltnisse in bisher ungeahnter Tiefe rekonstruieren.

Krawinkel, Niklas, Rechter "Rand" und demokratische "Mitte": Radikalisierung und Legitimation extrem rechter Politik in Deutschland nach 1945. (Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust 14) 400 S. 2025:11 (Wallstein Vlg., GW) <749-1520>
ISBN 978-3-8353-5938-3 hard ¥8,945.- (税込) EUR 38.00

Trotz ihrer politischen Randstaendigkeit konnte die extreme Rechte in der Bundesrepublik immer wieder an gesellschaftlich breit akzeptierte Vorstellungen anknuepfen und dadurch an Einfluss gewinnen. Extrem rechte Diskurse ruecken immer staerker in die ≫Mitte≪ der Gesellschaft, so eine aktuelle Beobachtung. Ein Blick in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zeigt allerdings, dass wechselseitige Bezugnahmen zwischen Akteuren der extremen Rechten und demokratischen Kraeften keineswegs neu sind. Die extreme Rechte fand stets Anknuepfungspunkte an gesellschaftlich etablierte Vorstellungen und radikalisierte sie. Auf diese Weise gewann sie Legitimation fuer ihre Politik und Einfluss weit ueber ihr angestammtes Milieu hinaus. Niklas Krawinkel analysiert die Entwicklung der extremen Rechten und den Umgang mit ihr von den 1950er bis in die fruehen 1990er Jahre anhand von vier Themen: Die extrem rechte Wiking-Jugend, die Theorie- und Debattenzeitschrift Nation Europa, die Rolle des ehemaligen Luftwaffenoberst Hans-Ulrich Rudel sowie mit Frankfurt am Main die Bedeutung von extrem rechten Akteuren in einem lokalen Umfeld. Der Autor zeigt anschaulich, welchen Wandlungen, Kontinuitaeten und Aktualisierungen Ideologie und Praxis der extremen Rechten unterworfen waren. Neben deren Wechselwirkungen mit der gesellschaftlichen ≫Mitte≪ nimmt Krawinkel auch jene Gegenkraefte in den Blick, die es der extremen Rechten erschwerten, ihre Ziele in der demokratischen Gesellschaft durchzusetzen.

Koester, Fabian, Kommunale Kulturpolitik aus der "Kraft der Gegenwart": Die Industriestaedte Gelsenkirchen und Wolfsburg in der 'Wirtschaftswunderzeit'. (Stadt Zeit Geschichte 11) 368 S. 2025:10 (Wallstein Vlg., GW) <749-1521>
ISBN 978-3-8353-5932-1 hard ¥8,003.- (税込) EUR 34.00

Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen am Beispiel kommunaler Kulturpolitik der Industriestaedte Gelsenkirchen und Wolfsburg in der jungen Bundesrepublik. Gelsenkirchen und Wolfsburg nahmen vor dem Hintergrund ihrer besonderen Stadtwerdung sowie herausgehobenen Teilhabe am ?Wirtschaftswunder“ einen ?Sonderstatus“ im bundesrepublikanischen Vergleich ein. Daraus speiste sich im Kontext der von beiden Industriestaedten betriebenen Kulturpolitik ein Emanzipationsbestreben: von der eigenen NS-Vergangenheit, den traditionsreichen Staedten der unmittelbaren Umgebung und den auch kulturpolitisch wirkmaechtig auftretenden lokalen Industrieunternehmen. Dabei sollten gross angelegte und innovative Kulturprojekte identitaetsstiftend wirken und bauliche wie ideologische Leerstellen ausfuellen, aber auch integrativ und bisweilen ?volkserzieherisch“ funktionieren. Staedtische Entscheiderinnen und Entscheider waren dabei einflussreiche Akteurinnen und Akteure, die im kulturpolitischen Versuchslabor eigene Ambitionen und Vorstellungen hatten. Die durchaus experimentierfreudigen kulturpolitischen Suchbewegungen innerhalb der gegebenen wie auch selbst geschaffenen Raeume offenbaren im bundesrepublikanischen Kontext einen doppelten Vorsprung: Sowohl im Bereich der kulturpolitischen Programmatik als auch bei der Zuwendung zur kontrovers diskutierten zeitgenoessischen Kunst waren beide Industriestaedte ihrer Zeit voraus - wenn auch nicht ohne deutliche Ambivalenten. So spiegelt sich die konfliktbehaftete demokratische Findungsphase der 1950er und 1960er Jahre in beiden Kommunen wie unter einem Brennglas betrachtet wider.

Lippelt, Helmut, "Wir wollen fortschreiten zur Gruendung einer Bundespartei": Erinnerungen an die ersten Jahre der Gruenen. Hrsg. von Heinrich-Boell-Stiftung. (Veroeffentlichungen der Historischen Kommission fuer Niedersachsen und Bremen 329) 240 S. 2025:8 (Wallstein Vlg., GW) <749-1522>
ISBN 978-3-8353-5935-2 hard ¥5,649.- (税込) EUR 24.00

Der Historiker und Politiker Helmut Lippelt (1932-2018) erlebte die Gruendung der Partei ≫Buendnis 90/Die Gruenen≪ mit und dokumentierte diese. Nun liegen seine Erinnerungen aus dieser Zeit vor. Es gibt nicht viele Zeitzeugentexte ueber die Gruendungsphase der Gruenen: Viele sind dabei gewesen, aber nur wenige besassen die Geistesgegenwart und verfuegten zugleich ueber die intellektuelle Brillanz, die schwierigen Zusammenhaenge Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre glaubwuerdig beschreiben und einordnen zu koennen. Helmut Lippelt hat das getan: Als Historiker brachte er das notwendige Handwerkszeug, als Politiker die Leidenschaft mit, die verschiedenen Stroemungen und Konflikte erklaeren zu wollen. Lippelt interessierten vor allem die Motive, die eine grosse Zahl von Menschen zu einem voellig neuen politischen Engagement bewogen; als die Zeit gekommen war, erkannte er, dass die entstandene Bewegung sich zu einer Partei formen musste. Lippelts Erinnerungen ≫Wir wollen fortschreiten zur Gruendung einer Bundespartei≪ bieten jede Menge Hintergrundinformationen ueber die Jahre des Aufstiegs der Gruenen in Deutschland. Zusaetzlich ordnen die beiden Wissenschaftler:innen Abelina Junge und Detlef Schmiechen-Ackermann in einem laengeren Essay Lippelts praegende Rolle bei diesem Prozess in die biografischen und zeithistorischen Zusammenhaenge ein. Dabei wird auch deutlich, wie wichtig Lippelt etwa fuer die Bildung einer eigenstaendigen Osteuropa-Politik der Gruenen war.

Luks, Leonid, Aggrieved Powers?: Essays on Contemporary Russian and German History. (Soviet and Post-Soviet Politics and Society) 200 pp. 2025:9 (Ibidem Pr., GW) <749-1523>
ISBN 978-3-8382-2075-8 paper ¥6,029.- (税込) US$ 29.00

The developments of Russia and Germany in the 20th century show astonishing parallels, despite the very different social, economic, and political structures of the two countries. In both countries democratic systems were established for the first time in their respective histories during and after the First World War, respectively. These failed due to their internal weaknesses and were replaced by totalitarian regimes, albeit with completely different characteristics. In both countries, the democrats were given a second chance after the collapse or erosion of the respective totalitarian regimes. However, the "second" Russian democracy that emerged in August 1991 in no way resembled the "second" German democracy-the Federal Republic founded in 1949-but had astonishing structural similarities with the failed "first" one, the Weimar Republic of 1918-1933. Analyzing all these parallels and putting them in a comparative perspective is the subject of this volume. In addition, the book takes a closer look at the authoritarian and neo-imperial turn in Russia at the end of the 20th century and its historical roots.

Reitemeier, Arnd (Hrsg.), Die Hildesheimer Stiftsfehde 1519-1523. (Veroeffentlichungen der Historischen Kommission fuer Niedersachsen und Bremen 325) 288 S. 2025:8 (Wallstein Vlg., GW) <749-1525>
ISBN 978-3-8353-5889-8 hard ¥6,591.- (税込) EUR 28.00

Die Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) war ein Vorbote vielfaeltiger Konflikte im Norddeutschland des?16.?Jahrhunderts. Die Hildesheimer Stiftsfehde bezeichnet einen der groessten Konflikte im Norddeutschland des?16.?Jahrhunderts, der hier zeitweise sogar die Auseinandersetzungen um Luthers Lehre ueberschattete. Lange Zeit als letzte Fehde des Mittelalters bezeichnet, markiert sie den Uebergang zu territorialen Auseinandersetzungen der Fruehen Neuzeit, gekennzeichnet durch uebergreifende Buendnisstrukturen und dynamische Akteursgefuege. Einerseits kam es zu typischen Fehdehandlungen wie dem Niederbrennen von Doerfern und der Belagerung von Staedten und Burgen, andererseits aber nur zu wenigen grossen Schlachten, darunter besonders der Schlacht bei Soltau im Juni 1519. Die Fehde vollzog sich zunaechst im Schatten der Reichspolitik. Dann aber verlagerten sich die Handlungen in Folge von Intrigen, strategischen Ueberlegungen und politischen Buendnissen an den kaiserlichen Hof?? mit fuer das Hildesheimer Bistum katastrophalen Gebietsverlusten. Fuer das Fuerstentum Braunschweig-Wolfenbuettel war dies der Beginn eines erfolgreichen Territorialisierungsprozesses. Die unterschiedlichen Beitraege beleuchten den Ablauf, die Akteure, die Hintergruende und Folgen sowie die im Rahmen der Hildesheimer Stiftsfehde angewandten militaerischen Techniken und eroeffnen damit einen neuen Wissensstand sowohl fuer die Geschichte weiter Raeume Niedersachsens als auch fuer die Forschung zum Beginn der Fruehen Neuzeit im Allgemeinen.

政治的教育の政治－1945年以降のドイツの民主化をめぐる闘争
Schanetzky, Tim, Politik der politischen Bildung: Das Ringen um die Demokratisierung der Deutschen seit 1945. 240 S. 2025:9 (Wallstein Vlg., GW) <749-1526>
ISBN 978-3-8353-5931-4 paper ¥6,120.- (税込) EUR 26.00

Gefaehrdung der Demokratie als Bildungsproblem: Die lange Vorgeschichte des aktuellen Streits um die politische Bildung. Mit dem Aufstieg des Rechtspopulismus rueckte politische Bildung wieder in den Blickpunkt der Politik. Im aktuellen Streit um milliardenschwere Foerderprogramme geraet aber leicht in Vergessenheit, dass schon seit 1945 um die Demokratisierung der Deutschen gerungen wird. Der Streit begann mit der alliierten Reeducation, erlebte im Kalten Krieg einen ersten Hoehepunkt, gehoerte zu den Schauplaetzen von ≫Achtundsechzig≪ wie der politischen Tendenzwende und setzt sich fort bis in die Gegenwart. Tim Schanetzky zeichnet die langen Linien dieser Auseinandersetzung nach und rueckt die Bundeszentrale fuer politische Bildung ins Zentrum. Dort wird deutlich, wie stark sich die Vorstellungen von der Demokratie veraenderten, welche Gefahren wahrgenommen und worin die Antworten gesehen wurden. Gerade das schwindende Krisenbewusstsein stuerzte die politische Bildung dann in eine jahrzehntelange Dauerkrise. So blickt dieses Buch zugleich hinter die Fassade der ≫geglueckten Demokratie≪ und erzaehlt die Geschichte eines jahrzehntelangen Kampfes, der bis heute andauert.

Stuermer, Rhena, Jenseits des Bolschewismus: Lebenswege Weimarer Linkskommunisten zwischen den Systemen des 20. Jahrhunderts. 448 S. 2025:9 (Wallstein Vlg., GW) <749-1528>
ISBN 978-3-8353-5940-6 hard ¥11,534.- (税込) EUR 49.00

Kollektivbiografie ueber vier massgebliche Repraesentanten des deutschen Linkskommunismus, die mit ihrer revolutionaer-demokratischen Haltung die politischen Systeme ihrer Gegenwart herausforderten. Im Spannungsfeld zwischen sozialer Utopie und politischer Praxis praegten Karl Schroeder, Alexander Schwab, Bernhard Reichenbach und Adam Scharrer die linkskommunistische Bewegung der fruehen Weimarer Republik entscheidend. Sie grenzten sich ab von den uebrigen Stroemungen der politischen Linken ihrer Zeit, insbesondere dem sowjetischen Modell, und verteidigten das Raeteprinzip als Ideal einer demokratisch verfassten kommunistischen Wirtschaft und Gesellschaft. Nach dem Scheitern der von ihnen gegruendeten Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands fanden sie immer neue Formen des politischen Wirkens und der radikalen Gesellschaftskritik auch jenseits der Parteipolitik - etwa in der Literatur, der Bildung oder im Journalismus. Die kollektivbiografische Studie untersucht die Entwicklung ihrer Weltanschauung vom Kaiserreich bis in die 1970er Jahre und veranschaulicht die Wechselwirkungen zwischen den individuellen Lebenslaeufen und den grossen politischen und sozialen Umbruechen des 20. Jahrhunderts in Deutschland, der Sowjetunion und Grossbritannien. Das Buch bietet einen akteursbezogenen Einblick in den Wandel der Arbeiterbewegung jenseits der grossen Parteien und liefert einen Beitrag zur Geschichte der politischen Ideen des 20. Jahrhunderts.

Wohlfarth, Dorothea, Auf internationalem Parkett?: Deutsche Kunst- und Forschungsinstitute in Rom (1913-1965). (Wissenschaftskulturen. Reihe III: Pallas Athene. Geschichte der institutionalisierten Wissenschaft 60) 317 S. 2024:12 (F. Steiner, GW) <749-1530>
ISBN 978-3-515-13846-8 hard ¥15,065.- (税込) EUR 64.00

Rom stellt seit ueber 200 Jahren einen internationalen Forschungsknotenpunkt fuer Geisteswissenschaften dar. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden hier nationale Forschungs- und Kulturinstitute gegruendet, darunter vier deutsche: das Deutsche Archaeologische Institut, das Deutsche Historische Institut, die Bibliotheca Hertziana und die Villa Massimo. Erstmals wird ihre Geschichte institutsuebergreifend unter dem Aspekt des wissenschaftlichen Internationalismus im 20. Jahrhundert untersucht: Arbeiteten die Deutschen mit internationalen Kollegen zusammen? War die Kollaboration von Konkurrenz oder Kooperation gepraegt? Der Fokus liegt besonders auf Kontinuitaeten und Diskontinuitaeten internationaler Projekte und Netzwerke ueber zwei Weltkriege und vier politische Systeme hinweg. Kooperationsprojekte waren selten, doch zeigte sich ein ausgepraegter wissenschaftlicher Internationalismus bei einigen Individuen oder in Vortrags- und Veranstaltungsaktivitaeten. Wissenschaftlicher Internationalismus blieb oft Rhetorik und wurde selten in die Praxis umgesetzt. Die Studie zeigt, dass wissenschaftlicher Internationalismus Zeit und Vertrauen braucht, waehrend nationale Interessen oft im Vordergrund stehen.

階級闘争－「1968年」頃の学校、若者、政治
Funck, Sandra, Klassenkaempfe: Schule, Jugend und Politik um '1968'. (Veroeffentlichungen der Historischen Kommission fuer Niedersachsen und Bremen 328) 480 S. 2025:9 (Wallstein Vlg., GW) <749-1293>
ISBN 978-3-8353-5892-8 hard ¥8,003.- (税込) EUR 34.00

Die Schuelerbewegung gestaltete als Teil der 68er-Revolte Schulpolitik, Demokratie und Gesellschaft entscheidend mit. Die Proteste um ?1968“ sind zu Recht als Jugendrevolte bezeichnet worden. Lange Zeit spiegelten jedoch weder die Forschung noch die Erinnerungskultur die tatsaechliche Vielschichtigkeit der 68er-Bewegung wider: Es brodelte naemlich nicht nur an den Universitaeten und in den Betrieben, sondern auch an den Schulen. Die Schuelerbewegung wurde lange lediglich als ≫Nachwuchs≪ oder ≫kleine Schwester≪ der Studentenbewegung gesehen. Diese Interpretation wird ihrem wirklichen Einfluss allerdings nicht gerecht: Zwischen Zugehoerigkeit und Abgrenzung brachte die Schuelerbewegung eigene Themen und Forderungen in die 68er-Bewegung ein und behauptete sich als eigenstaendige Akteurin innerhalb der zeitgenoessischen Bildungspolitik.

Hormuth, Dennis (Hrsg.), Das Werden einer Universitaet: Die Protokolle des Akademischen Senats der Hamburgischen Univeristaet 1919-1921. (Schriftenreihe des Universitaetsarchivs Hamburg 2) 328 S. 2025:6 (F. Steiner, GW) <749-1295>
ISBN 978-3-515-13945-8 hard ¥15,536.- (税込) EUR 66.00

Seefelder, Stefan, Postkolonialer Partner?: Die deutsch-togoischen Beziehungen 1960-1993. (Geschichte der Gegenwart 39) 384 S. 2025:9 (Wallstein Vlg., GW) <749-1013>
ISBN 978-3-8353-5915-4 hard ¥9,886.- (税込) EUR 42.00

Die deutsch-togoischen Beziehungen nach 1960 werden erstmals eingehend untersucht. In den 1880er Jahren errichtete das wilhelminische Kaiserreich ein ≫deutsches Schutzgebiet Togo≪, das seinerzeit als ≫Musterkolonie≪ galt. Dieser Mythos wirkte auch lange nach dem Ende der deutschen Herrschaft 1914 bis in die 1980er Jahre fort. Welche Beziehungen die Bundesrepublik und Togo vor diesem Hintergrund nach 1945 aufbauten, war dennoch bislang kaum erforscht. Stefan Seefelder zeigt erstmals, wie Togo zum Experimentierfeld der Entwicklungshilfe und einer eigenstaendigen Aussenpolitik der Bundesrepublik im Globalen Sueden wurde. Anhand zahlreicher Akten aus deutschen, togoischen und ghanaischen Archiven bietet der Autor einen fundierten Einblick in den deutsch-togoischen Austausch von der Unabhaengigkeit 1960 bis zur Einstellung der diplomatischen Beziehungen 1993. Dabei werden sowohl die gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Interessen als auch die Herausforderungen und das Scheitern vieler Kooperationen deutlich. Fallstudien zur Entwicklungshilfe, zur Infrastruktur der Hauptstadt Lome und zur Rolle Togos im Ost-West-Konflikt vertiefen das Verstaendnis fuer die vielschichtigen Dynamiken dieser Beziehungen.